Artenschutzstiftung: Die Stiftung
Jahresrückblick 2022
- Projektförderungen mit Einnahmen und Ausgaben
Dr. Clemens Becker, Artenschutz-Kurator und Vorstand der Artenschutzstiftung
Die nun schon seit dem Jahre 2016 bestehende
"Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe" nimmt weiterhin und
verstärkt für den Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe die von der
EU-Zoorichtlinie geforderten Aufgaben im Bereich des
Artenschutzes wahr.
Die Stiftung befand sich 2022 bezüglich der Einnahmen trotz der
im dritten Jahr andauernden Corona-Pandemie und zusätzlich durch
die Zooschließung im Frühjahr wegen der Vogelgrippe mit ihren
Aktivitäten und Maßnahmen in einer positiven Situation.
Von einer wachsenden Zahl von Privatspendern, von Gruppierungen
und Organisationen, aber auch aus Wirtschaftskreisen sowie
sonstigen Einnahmen wurde ein Spendenvolumen erbracht, das sich
auf rund 343.000 Euro belief, im Vergleich zum Vorjahr rund
162.000 € mehr (2021: 181.000 € / 2020: 239.000 €).
Beim Artenschutz-Euro, der an den Zookassen und bei den
Online-Buchungen auf freiwilliger Basis erhoben wird, war 2022
im Vergleich zum Vorjahr wieder ein Aufwärtstrend zu
verzeichnen. Hier lagen die Einnahmen mit einem Betrag von
290.000 € um 84.000 € über dem Ergebnis des Corona-Jahres 2021
mit 206.000 €. Vor der Pandemie betrugen die Einnahmen aus dem
Artenschutz-Euro im Einführungsjahr 2019 rund 417.000 €.
Somit konnte auf der Einnahmenseite im Jahr 2022 insgesamt ein
Betrag von rund 633.000 € für den In-Situ Natur- und Artenschutz
generiert werden (Vergleich 2021: 387.000 €).
Auf der Ausgabenseite stehen große Beträge in Höhe von 401.000
€, die für die globalen und lokalen Projekte investiert werden
konnten, sowie weitere 206.000 €, die zum Ankauf eines dritten
Reservats im Nebelwald von Ecuador verwendet wurden. Insgesamt
floss somit in die Projekte des Artenschutzes im Jahre 2022 ein
Betrag von 607.000 € unter gleichzeitiger Bildung weiterer
Rücklagen für zukünftige Geländeankäufe in Ecuador.
Die geförderten Projekte befinden sich mittlerweile auf fünf
Kontinenten: in Südamerika, in Afrika, in Asien, in Australien
und in Europa. In Europa sind dies ausschließlich lokale und
regionale Projekte in Deutschland - Karlsruhe und
Baden-Württemberg.
Drei große Schwerpunkts-Projekte betreffen
einerseits den Schutz ganzer Lebensräume mit der dortigen
Biodiversität, andererseits aber auch die Auswilderung
(Rehabilitation) und in-situ Förderung einzelner Tierarten. In
den meisten Fällen ist die örtliche Bevölkerung in den
Ursprungsländern unmittelbar beteiligt (Schulprojekte,
Unterstützung von Sozialstationen und Dorf-Genossenschaften). So
besitzt die Artenschutzstiftung in Ecuador mittlerweile drei
Grundstücke "La Elenita" (24 ha), "Saloya" (38 Hektar) und
"Mirador" (84 Hektar). Das dritte Reservat "Mirador" konnte 2022
erworben werden. Pädagogische Projekte im Umweltbereich wurden
für Schulen in Mindo und Los Bancos durchgeführt werden.
Name des Projektes |
Ausgaben in 2022 in Euro (gerundet) |
Bemerkungen |
Ecuador - Nebelwald/Aufforstung | 38.000 | Reservate "La Elenita" und "Saloya", Forschung |
Ecuador - SoZoKa | 28.000 | Sociedad Zoo Karlsruhe / allgemeine Projektkos |
Ecuador - Geländeankauf | 206.000 | Ankauf des 3. Reservates "Mirador" |
Chile und Peru - Humboldtpinguine | 20.000 | Sphenisco e.V. / Erhalt der Brutgebiete / Forschung |
Brasilien - Hyazintharas | 9.000 | Loro Parque, Teneriffa / Projektkosten |
Brasilien - Goldkopflöwenäffchen | 5.000 | AMAP / Brasilien / Mata Atlantica / Forschung |
Kenia - Masai-Mara / Siana | 100.000 | WWF / Pacht / Conservancy |
Borneo - Orang-Utans | 73.000 | Rehabilitation "Sintang Center" / Forschung |
Bangladesch - Plumploris | 16.000 | Plumplori e.V. / Unterhalt einer Station, Forschung |
Vietnam / Laos - Gibbons | 5.000 | Stiftung Artenschutz / Anthony Sheridan |
Indien / Nepal - Kleine Pandas | 3.000 | Aufforstung und Rangereinsätze |
Australien - Koalas | 7.000 | Unterstützung einer Station zur Pflege und Wiederansiedlung |
Deutschland - VDZ Stiftung Artenschutz | 5.000 | Unterstützung diverser Projekte |
Deutschland / KA - Wildblumenwiesen | 17.000 | Karlsruhe und Region / Samentütchen |
Deutschland / KA - Blühpatenschaften | 1.000 | Kauf von Saatgut |
Deutschland / KA - Agrarprojekte | 29.000 | Bergdörfer und Neureut / Blühbrachen und Hecken |
Deutschland / KA - Mehlschwalben | 2.000 | Umweltamt Stadt Karlsruhe / Neureut und Durlach-Aue, Nistkästen |
Deutschland / KA - Honigbienen | 1.000 | Zoo / Bienenhaus, Pflege, Honigproduktion |
Deutschland / KA - Weißstörche | 1.000 | Mitfinanzierung eines Storchenhorstes in Hohenwettersbach |
Deutschland / Hambrücken und Bruchsal - Saalbachniederung | 15.000 | Nabu Hambrücken / Kooperation Saalbachniederung: Wiederansiedlung von Kiebitzen |
Deutschland / Oberrheingebiet - Fischadler | 4.000 | Nabu Baden-Württemberg / Errichtung eines Fischadlerhorstes |
Deutschland / Offenburg - Wiedehopfe | 1.000 | Nabu Offenburg / Bau von Nistkästen für Wiedehopfe |
Deutschland / Bühl - Alpensegler | 1.000 | Stadt Bühl / Bau von Nistkästen für Alpensegler |
Deutschland / Nordschwarzwald - Zitronenzeisige | 3.000 | Nationalpark Schwarzwald / Projekt zur Wiederansiedlung von Zitronenzeisigen |
Deutschland / Bodenseegebiet - Waldrappe | 20.000 | Waldrappteam / Europäisches Projekt zur Wiederansiedlung von Waldrappen am Bodensee |
Sonstige Ausgaben | 2.000 | Mitgliederverwaltung, Versicherungen, Rechtsberatungskosten, Homepage, Personalkosten |
Eine ecuadorianische "Rechtsform" (Sociedad Zoo Karlsruhe
SoZoKa) wurde zur besseren Abwicklung der vielen Projekte in
Ecuador etabliert. In Kenia unterstützt die
Stiftung als strategischer Partner des WWF mit Johannes
Kirchgatter als Projektleiter seit einigen Jahren eine wachsende
Masai-Dörfer-Gemeinschaft (Conservancy) und hat von dieser
bisher 2000 Hektar Land gegen die Zersiedelung und Zerstörung
der großen Savannen-Landschaft und zum Weiterbestehen der großen
Tierwanderungen der Serengeti und der Masai Mara gepachtet. Auf
Borneo erhält die Rehabilitations-Station
"Sintang Orangutan Center" für verwaiste Orang-Utan-Babys von
Dr. Willie Smits kontinuierliche Unterstützung zur Auswilderung
im National Park Betung Kerihun - verbunden mit einem
Schulprojekt (Scholarship) für die Dajak-Bevölkerung.
Zu erwähnen sind weitere und kleinere Projekte in Südamerika:
Über den Landauer Verein Sphenisco e.V. werden die Aktivitäten
zum Erhalt der Brutgebiete von Humboldtpinguinen in Peru
und Chile sowie intensive Forschungsarbeiten
unterstützt. In Brasilien helfen wir der
Organisation AMAP, an der sogenannten Atlantik-Kakaoküste den
Erhalt der Goldkopflöwenäffchen sicherzustellen. Die Loro Parque
Fundacion (Teneriffa) erhielt einen Beitrag für das
Hyazinthara-Projekt in Brasilien.
In Asien ist unsere Artenschutzstiftung Premium-Förderer eines
Gibbon-Projektes und beteiligt sich damit in besonderem Maße am
Schutz des Schopfgibbons in Laos und Vietnam -
ein Projekt, das der britische Zooexperte Anthony Sheridan
initiierte und das in Kooperation mit der VDZ-Stiftung
Artenschutz und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF)
durchgeführt wird. Größere Beträge fließen in die Förderung
eines Projektes in Bangladesch, wo eine Station
zum Schutz der Plumploris ausschließlich durch Mittel unserer
Stiftung aufgebaut wurde. Das Projekt wird hervorragend durch
den Plumplori e.V / Dortmund entwickelt und betreut; wir sind
neben dem Zoo Augsburg die beiden Großsponsoren. In
Indien und Nepal unterstützen wir den
Ranger-Einsatz und die Anpflanzungen im Lebensraum der Kleinen
Pandas - ein Projekt des Red Panda Networks. Fest im Programm
haben wir die Förderung der Freilandforschung des
Orangehauben-Kakadus auf der Insel Sumba (ein
Projekt der Arbeitsgruppe "Fond für bedrohte Papageien" in der
Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz -
ZGAP). Weiterhin unterstützt unsere Artenschutzstiftung den
Aufbau eines Zucht- und Auswilderung-Zentrums für Vietnamfasane
(vorheriger Name: Edwardsfasane) in Vietnam
(eine Initiative des Vietnamfasan-EEP und der "World Pheasant
Association" WPA) - letztere beiden Projekte ohne Förderung in
2022.
In Australien wurden 2019 und 2020 durch die
verheerenden Buschfeuer großflächig die Lebensräume und
Lebensgrundlage vieler Tierarten zerstört. Seit dieser Zeit
gehört deshalb auch der Koala-Schutz zum Programm der Stiftung.
Auf ihrer Pflegestation kümmert sich unsere Projektpartnerin
Anika Lehmann in Ocean View nördlich von Brisbane um Koalas.
Verletzte Tiere werden gesund gepflegt und wieder ausgewildert.
Mit Hilfe unserer Artenschutzstiftung konnten neue Gehege und
Einrichtungen in der Station erstellt werden.
Seit einigen Jahren bauen wir die "einheimischen Projekte" auf
lokaler und regionaler Ebene immer weiter aus.
In die Förderung flossen im Jahre 2022 insgesamt ca. 100.000 €,
z.B. gegen das Insektensterben im Projekt "Wildbiene,
Schmetterling & Co." mit der Ausgabe von weiteren 40.000
Samentütchen (in vier Jahren 140.000 Samentütchen) für blühende
Wiesen und - in Kooperation mit Landwirten - zur Umwandlung von
traditionellen Ackerflächen in Wiesen- und Brachflächen in
Karlsruhe / Neureut und in den Karlsruher Bergdörfer sowie zur
Schaffung von Lerchenfenstern. Die örtliche
Mehlschwalben-Kolonien wurden durch Anbringen von Nisthilfen in
Karlsruhe-Neureut und Durlach-Aue weiterhin gestützt. Eine
Kooperationsvereinbarung wurde mit dem Nabu Hambrücken
geschlossen, um die Saalbachniederung mit großem See und den
großen Wiesen zu schützen und zu vergrößern. Mit der Errichtung
einer dritten Voliere wurde damit das Wiesenbrüter-Projekt für
Brachvögel und Kiebitze ausgebaut und intensiviert. 2022 konnten
55 im Zoo erbrütete und aufgezogene Kiebitze ausgewildert
werden. Im Bodenseeraum wird die hoch bedrohte Vogelart
"Waldrapp" künftig wieder angesiedelt werden. Auch in diesem
EU-Projekt hat sich die Artenschutzstiftung verpflichtet, das
Vorhaben über Jahre zu fördern.