Artenschutzstiftung: Die Stiftung
Jahresrückblick 2021
- Projektförderungen mit Einnahmen und Ausgaben
Dr. Clemens Becker, Artenschutz-Kurator und Vorstand der Artenschutzstiftung
Die "Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe" wurde 2016 gegründet und
konnte damit im Jahr 2021 ihr fünfjähriges Bestehen "feiern".
Für den Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe nimmt sie die von der
EU-Zoorichtlinie geforderte Aufgabe des Artenschutzes
wahr.
Die Stiftung befand sich 2021 bezüglich der Einnahmen wegen der
andauernden Corona-Pandemie mit Maßnahmen in einer ähnlichen
Situation wie 2020. Die hohen Erträge, z.B. aus dem in 2019
eingeführten Artenschutz-Euro, waren nicht mehr zu
verzeichnen.
Von einer wachsenden Zahl von Privatspendern, von Gruppierungen,
Organisationen, aber auch aus Wirtschaftskreisen wurde ein
Spendenvolumen erbracht, das sich auf rund 181.000 Euro belief,
im Vergleich zu 2020 also rund 58.000 € weniger (2020: 239.000
€).
Beim Artenschutz-Euro, der an den Zookassen und bei den
Online-Buchungen auf freiwilliger Basis erhoben wird, war
dagegen 2021 im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 ein leichter
Aufwärtstrend zu verzeichnen. Hier lagen die Einnahmen mit
206.000 € um 14.000 € über dem Ergebnis von 2020.
Somit konnten insgesamt Einnahmen von rund 387.000 € für den
In-Situ Natur- und Artenschutz generiert werden (Vergleich 2020:
431.000 €).
Name des Projektes |
Ausgaben in 2021 in Euro (gerundet) |
Bemerkungen |
Ecuador - Nebelwald/Aufforstung | 65.000 | Reservate "La Elenita", "Saloya", Renovation "Casa La Elenita" |
Chile und Peru - Humboldtpinguine | 20.000 | Sphenisco e.V. / Erhalt der Brutgebiete |
Borneo - Orang-Utans | 73.000 | Rehabilitation "Sintang Center" / Forschung |
Australien - Koalas | 10.000 | Soforthilfen nach Brandkatastrophe |
Kenia - Masai-Mara / Siana | 100.000 | WWF / Pacht / Conservancy |
Bangladesch - Plumploris | 20.000 | Plumplori e.V. / Aufbau einer Station |
Vietnam - Vietnamfasane (Edwardsfasane) | 20.000 | Aufbau einer Zucht- und Auswilderungsstation |
Vietnam / Laos - Gibbons | 5.000 | Stiftung Artenschutz / Anthony Sheridan |
Indien / Nepal - Kleine Pandas | 3.000 | Aufforstung und Rangereinsätze |
Deutschland - VDZ Stiftung Artenschutz | 5.000 | Unterstützung diverser Projekte |
Deutschland / Karlsruhe - Rheinauen | 20.000 | Naturschutzzentrum Karlsruhe |
Deutschland / KA - Wildblumenwiesen | 19.000 | Karlsruhe und Region |
Deutschland / KA - Agrarprojekte | 24.000 | Bergdörfer und Neureut |
Deutschland / KA - Mehlschwalben | 500 | Neureut / Durlach-Aue |
Deutschland - Wildpferde (Konikpferde) | 2.000 | Nationalpark Schwarzwald |
Deutschland - Wiesenbrüter | 200 | Oberrheingebiet: Wiederansiedlung von Brachvögeln und Kiebitzen |
Sonstige Ausgaben | 5.000 | Mitgliederverwaltung, Versicherungen, Rechts-beratungskosten, Homepage, Personalkosten |
Die geförderten Projekte befinden sich mittlerweile auf fünf
Kontinenten: in Südamerika, in Afrika, in Asien, in Australien
und in Europa. In Europa sind dies ausschließlich lokale und
regionale Projekte.
Drei große Schwerpunkts-Projekte betreffen
einerseits den Schutz ganzer Lebensräume, andererseits aber auch
die Auswilderung (Rehabilitation) und in-situ Förderung
einzelner Tierarten. In den meisten Fällen ist die örtliche
Bevölkerung in den Ursprungsländern unmittelbar beteiligt
(Schulprojekte, Unterstützung von Sozialstationen und
Dorf-Genossenschaften). So besitzt die Artenschutzstiftung in
Ecuador die Grundstücke "La Elenita" (24 ha)
und "Saloya" (38 Hektar). Ein dritter Grundstücksankauf
"Mirador" (84 Hektar) steht kurz vor dem Abschluss. Für die
Partnerschule in Mindo konnte auch 2021 eine Spendensammlung
durchgeführt werden. In Kenia unterstützt die
Stiftung als strategischer Partner des WWF seit Jahren eine
wachsende Masai-Dörfer-Gemeinschaft (Conservancy) und hat von
dieser bereits 2.500 Hektar Land gegen die Zersiedelung und
Zerstörung der großen Savannen-Landschaft und zum Weiterbestehen
der großen Tierwanderungen der Serengeti und der Masai Mara
gepachtet. Auf Borneo erhält die
Rehabilitations-Station "Sintang Orangutan Center" für verwaiste
Orang-Utan-Babys von Dr. Willie Smits kontinuierliche
Unterstützung zur Auswilderung im National Park Betung Kerihun -
verbunden mit einem Schulprojekt (Scholarship) für die
Dajak-Bevölkerung.
Weiterhin unterstützt die Artenschutzstiftung in asiatischen
Regionen den Aufbau eines Zucht- und Auswilderung-Zentrums für
Vietnamfasane (vorheriger Name: Edwardsfasane) in
Vietnam (eine Initiative des Vietnamfasan-EEP
und der "World Pheasant Association" WPA). Sie ist
Premium-Förderer des Gibbon-Projektes und beteiligt sich damit
in besonderem Maße am Schutz des Schopfgibbons in Laos
und Vietnam (ein Projekt, das der britische Zooexperte
Anthony Sheridan initiierte und das in Kooperation mit der
Stiftung Artenschutz und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt
(ZGF) durchgeführt wird). Die Artenschutzstiftung fördert die
Freilandforschung des Orangehauben-Kakadus auf der Insel
Sumba (ein Projekt der Arbeitsgruppe "Fond für bedrohte
Papageien" in der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und
Populationsschutz - ZGAP) und setzt sich für den Ranger-Einsatz
und für Anpflanzungen im Lebensraum der Kleinen Pandas in
Nepal ein - ein Projekt des Red Panda Networks.
Neu ist die Förderung eines Projektes in Bangladesch, wo eine
Station zum Schutz der Plumploris ausschließlich durch Mittel
unserer Stiftung aufgebaut wird. Das Projekt wird hervorragend
durch den Plumplori e.V / Dortmund entwickelt und betreut.
Seit 2019 und 2020 in Australien durch die
verheerenden Buschfeuer großflächig die Lebensräume und
Lebensgrundlage vieler Tierarten zerstört wurden, gehört auch
der Koala-Schutz zum Programm der Stiftung. Auf ihrer
Pflegestation kümmert sich unsere Projektpartnerin Anika Lehmann
in Ocean View nördlich von Brisbane um Koalas. Verletzte Tiere
werden gesund gepflegt und wieder ausgewildert. Mit Hilfe
unserer Artenschutzstiftung konnten neue Gehege und
Einrichtungen in der Station erstellt werden.
Zu erwähnen ist auch ein zusätzliches Projekt in Südamerika: Über den Landauer Verein Sphenisco e.V. werden die Aktivitäten zum Erhalt der Brutgebiete von Humboldtpinguinen in Peru und Chile sowie intensive Forschungsarbeiten unterstützt.
Weiter ausgebaut wurden die "einheimischen" Projekte auf lokaler und regionaler Ebene. In die Förderung flossen im Jahre 2021 insgesamt ca. 66.000 €, z.B. gegen das Insektensterben im Projekt "Wildbiene, Schmetterling & Co." mit der Ausgabe von 40.000 Samentütchen für blühende Wiesen und - in Kooperation mit Landwirten - zur Umwandlung von traditionellen Ackerflächen in Wiesen- und Brachflächen in Karlsruhe / Neureut und in den Karlsruher Bergdörfer. Unterstützt wurde der Aufbau eines neuen Lehrpfades in den Karlsruher Rheinauen durch das Naturschutzzentrum Karlsruhe. Die örtliche Mehlschwalben-Kolonien wurden durch Anbringen von Nisthilfen gestützt; das Mehlschwalbenhaus beim Streichelzoo des Zoos wurde fertiggestellt. Das Wiesenbrüter-Projekt für Brachvögel und Kiebitze am Oberrhein wurde ausgebaut. Im Bodenseeraum wird die Vogelart "Waldrapp" künftig wieder angesiedelt werden; auch hier hat sich die Artenschutzstiftung verpflichtet, das Großprojekt über Jahre zu fördern.